Niedersachsen beheimatet 14 gemeinnützige und nichtkommerzielle Veranstalter von Bürgerrundfunk. Es gibt neun Bürgerradios, die auf UKW-Frequenzen senden, und zwei Bürgerfernsehveranstalter, die ihre Programme via Breitbandkabel verbreiten. Drei Bürgersender bieten sowohl ein Hörfunk- als auch ein TV-Programm an. Alle nutzen zudem das Internet zur Verbreitung ihrer werbefreien und in weiten Teilen von den Bürger*innen selbst gestalteten Programme.
Nach dem Niedersächsischen Mediengesetz (NMedienG) müssen die Veranstalter von Bürgerrundfunk drei zentrale Aufgaben erfüllen. Sie sollen in ihren Verbreitungsgebieten
• die lokale und regionale Berichterstattung sowie das kulturelle Angebot ergänzen,
• allen Bürgerinnen und Bürgern, die Interesse haben, die aktive Mitarbeit am Programm ermöglichen und
• Medienkompetenz vermitteln.
Im Interesse lokaler publizistischer Ergänzung und programmlicher Kontinuität muss jeder Bürgersender also einerseits vom Träger gestaltetes und verantwortetes Programm mit dem Schwerpunkt lokale Information erbringen. Andererseits muss der Träger für einen bestimmten und wesentlichen Anteil der täglichen Sendezeit einen diskriminierungsfreien Zugang sicherstellen. Allen interessierten Bürger*innen des Verbreitungsgebietes soll es möglich sein, selbst produzierte Beiträge und Sendungen eigenverantwortlich zu verbreiten. Damit verbindet sich auch die Aufgabe, medienpädagogische Angebote vorzuhalten.
Diverse Evaluationen der letzten Jahre dokumentieren, dass die Bürgersender ihre Aufgaben vorbildlich erfüllen. Ihr Informationsangebot ist in der Regel deutlich höher als bei anderen Rundfunkveranstaltern. Sendungen zum Beispiel auf Plattdeutsch und Musik, die man woanders vergeblich sucht, haben hier ihren festen Platz. Regelmäßig sind viele tausend Bürger*innen an der Programmproduktion beteiligt und sie engagieren sich ehrenamtlich für „ihren“ Sender. Viele hundert Jugendliche nutzen jedes Jahr die Praktika-Angebote der Bürgersender. Es gibt unzählige Schulkooperationen. Zwischen 40 bis 60 junge Menschen werden jährlich bei den niedersächsischen Bürgersendern in einem Medienberuf ausgebildet. Die Zahl der regelmäßigen Zuschauer*innen und Hörer*innen liegt landesweit bei weit über 700.000. Im bundesweiten Vergleich nehmen damit die niedersächsischen Bürgersender eine Spitzenposition ein.
13 der 14 Sender sind bereits seit Mitte der 1990er Jahre in Betrieb. 2005 gelang es mit „Radio Tonkuhle“ auch in Hildesheim, das bis dahin unversorgt war, ein Bürgerradio zu installieren.